Liebe Edit,
herzlichen Glückwunsch zum 85. Geburtstag
Fast so alt wie der Verein, ist unsere Ehrenvorsitzende Edit Thielen im August geworden. Ein Urgestein für den MTV Embsen. Viele Jahre hat Edit Thielen gemeinsam mit ihrem Ehemann Detlef Thielen die Geschicke des Vereins geleitet. Immer stärkte sie ihrem Detlef (ehem. 1.Vorsitzender) den Rücken. Protokolle, Kassenführung, Organisation und einfach Ansprechpartner für alle. Immer am Wirbeln, wenn Mann/Frau gebraucht wurden. Mit Herz und Hand leitetet sie 15 Jahre lang gemeinsam mit Detlef die Geschicke des Vereins. 1995 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann zu Ehrenvorsitzende des MTV Embsen ernannt.
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums, im Jahre 2019, schrieb Edit für die Chronik folgenden Artikel:
„Eingeschult wurde ich 1946 in Embsen, in dem alten Gemeindehaus auf dem Kirchen-grundstück, nahe dem heutigen Jugendhaus der Kirchengemeinde, direkt neben dem Bürgersteig! Und dieses Haus war der Gründungsort des Vereines.
Das Dorf ist durch die vielen Flüchtlinge sehr stark angewachsen und jeder freie Raum wurde von der Schule für den Unterricht gebraucht.
Dort liegen für uns – damals kleine Mädchen – auch die Wurzeln unserer Liebe zum Sport. Es gab zu der Zeit „Rüters Gasthaus" (heute Gemeindebüro, Dorfkrug und div. Wohnun¬gen). Dieses schöne Gasthaus hatte einen wunderbaren großen Saal, der auch so ausge¬rüstet war (den Gründern sei Dank!), dass man ohne weiteres dort auch Sport wie in einer Turnhalle betreiben konnte.
Er hatte eine schöne Bühne, auf der auch vom MTV Plattdeutsche Theaterstücke aufgeführt wurden, an der Decke hingen Ringe und Trapez und ansonsten waren dort Matten, Holz-Absprungbretter, 1 Pferd, 1 Barren vorhanden und ein Reck konnte man mit dem Fußboden verankern. Für Gruppengymnastik waren Handgeräte, wie Keulen, Reifen, Bänder usw. vorrätig. Es waren außergewöhnliche Gewichte (Stange mit zwei Kugeln an den Enden) für die Kraftsportler vorhanden. Alles, was man auch heute noch zur Gymnastik und zu einem guten Turnunterricht benötigt, war schon da!
Das war zu der Zeit wirklich außergewöhnlich. Hatte doch unsere Eltern-Generation diesen Sportverein erst 1919 gegründet. Jungen waren nicht so viele dabei. Aber Mädchen gab es immer eine beständige Anzahl.
Wir durften mit den jungen Männern am Hochbarren turnen, weil wir noch keine Sport¬lehrerin hatten. Diese jungen Männer waren gar nicht so viel älter als wir (aus heutiger Sicht betrachtet)! Wir – dazu eigentlich viel zu klein – wurden einfach auf den Hochbarren gehoben und dann ging es los. Wir haben alle Sportarten mit diesen sportlich moti¬vierten jungen Männern trainiert.
Die Namen der großen Jungen waren: Kuddel Kathmann, die 3 Knöll-Brüder und Carl Ivanics (der war kein Junge mehr!).
Später haben Ike und Heinz Berndt mit so manchem Kind als sehr erfolgreiche Übungs¬leiter Erfolge kassiert, Tränen wischen und die Nase putzen müssen.
Ende 1949 – ein neuer Sport tat sich für uns auf - haben wir eine TT-Platte bekommen und der Grundstein für eine Tischtennisabteilung war gelegt. Carl Ivanics, der Künstler, Sportler und Autodidakt, hat es uns beigebracht. Die Jungen waren schon begeistert da¬bei. Man bedenke, in der Zeit (1949) hatten wir sehr kalte Winter mit Kältegraden bis über 20 Grad minus! Der Sport auf dem kalten Saal ohne Heizmöglichkeit wurde nicht ausgesetzt. Auch im Winter waren wir nicht davon abzuhalten. Später zogen Platten und Spieler in die Turnhalle um. Schnell kamen viele Männer, Jugendliche und Kinder zusammen und mit dem Punktspielbetrieb begann eine erfolgreiche Zeit.
Wir hatten auch eine Kooperation mit Betzendorf, Amelinghausen und dem Lüneburger „Grün-Weiß"-Verein, den es heute nicht mehr gibt:
Sonntagsmorgens sind wir mit unseren alten Fahrrädern (die waren wirklich sehr alt und gebrechlich, neue gab es noch nicht wieder) nach Amelinghausen zu „Laui" in die Turnhalle oder in die andere Richtung nach Lüneburg in die Turnhalle der Wilhelm Raabe Schule zu „Edu Ahrens" gefahren, die uns gerne aufnahmen, um mit den Mädchen dort gemeinsam zu trainieren. In den Dörfern waren wir Mädchen doch gegenüber den großen Vereinen sehr im Nachteil.
Anfang der 50er Jahre begannen die Fußballer Mannschaften zu melden. Die Jungen waren begeistert dabei. Fast alle Fahrten zu den Spielen wurden mit den alten Fahrrädern gemacht. Wenn es weiter weg war, spendierte der 1. Vorsitzende, Otto Tiedemann, Gastwirt von Rüters Gasthaus, dem heutigen Dorfkrug, ein geschnorrtes Auto mit Fahrer oder Kaufmann Hilsen, sen., der auch eine lange Zeit 1.Vorsitzender war, stellte seinen Kohletransporter zur Verfügung. Es wurde damals so kurz nach dem Krieg viel improvisiert.
Eine Theatergruppe hatten wir auch! Carl Ivanics als Bühnenbildner, Günther Köpke, als Spielleiter, Spieler und Plattdeutsch-Experte, waren die Antrieb-federn und Regieleiter.
1959 gab es eine Jubiläums-Vorstellung. „Dat Doktorbook" wurde sehr erfolgreich ge¬spielt und anschließend räumten alle schnell um und dann ging das Tanzvergnügen los!
Überhaupt, immer im Herbst, wurde ein „Turnerball" angeboten, aus dem mit der Zeit dann im Januar/Februar Maskerade oder Kostümfest wurde. Das war eine feste Institu¬tion in Embsen! Der Saal war immer brechend voll!
Die Turnhalle neben der Schule wurde im Laufe der 50er Jahre auch endlich gebaut und das „Ball suchen" unter Tischen und Stühlen und das Frieren im Winter hört auf.
Ab und an – wenn sich jemand freiwillig fand - wurde auch mal Beitrag eingesammelt. Das kam aber nicht regelmäßig vor. Das wollte niemand in die Hand nehmen.
Bis wir unseren „Fritz" Hellwarth hatten. Der hat es sehr gerne – bestimmt 15 Jahre lang - gemacht. Konnte er doch viele Klönschnacks halten und auch so manchen Witz loswerden.
Er und der Verein gehörten einfach für uns alle im Dorf zusammen. Es kam zwar nicht viel Geld in die Kasse, weil er nicht immer alle erwischte, aber es wurde auch noch nicht so viel gebraucht. Regelmäßige Einnahmen sind erst seit 1975 reingekommen, als die Beiträge über Konten liefen und eingezogen wurden.
Rückblickend auf die Wiederanfänge nach dem Krieg, können wir nur sagen, der MTV Deutsche Eiche von 1919 e.V. in Embsen hat uns und ganz viele alte und junge Embsener geprägt und die Jungen gut auf die „Erwachsenen-Zukunft" vorbereitet! Diese Arbeit wurde von allen Nachfolgern mit viel Tatkraft fortgesetzt!
Ob die Eltern wohl wissen, wie wertvoll mal diese Erfahrungen – auch für die Zukunft ihrer Kinder – sein werden?
Wir freuen uns, so einen Aktiven, gut geführten und tollen Sportverein in unserem Dorf zu haben! Allen dafür Verantwortlichen gebührt unser ganz großer Dank!
Weiterhin viel Erfolg und alles Gute! Detlef und Edit Thielen"
Liebe Edit, herzlichen Glückwunsch zu deinem 85. Geburtstag. Alles Liebe und Gute, vor allem Gesundheit für dich. Danke an Dich und Detlef, für Euer jahrelanges Engagement für den Verein.
Im Namen des Vorstandes des MTV Embsen
Petra Jühlke-Thielen